Nürnberg - Der Vorstoß von Aldi, nur noch Fleisch aus besserer Tierhaltung anzubieten, ist nicht nur gut fürs Image. Es könnte auch den dringend überfälligen Strukturwandel anstoßen, findet Kommentatorin Nicole Netter.

Tue Gutes und rede darüber: Mit dem Versprechen, ab 2030 nur noch Fleisch aus besserer Tierhaltung zu verkaufen, zeigt Aldi, dass er sich diese Marketingformel einverleibt hat. Nicht nur bei Kunden bringt sich der Discounter damit als Vorreiter für artgerechtere Haltung ins Gespräch, er setzt auch Mitbewerber unter Zugzwang. Das birgt die große Chance, dass sich endlich etwas tut.
Denn es sind gerade die Supermärkte, die unseren Hunger auf billiges Fleisch nähren. Wer brutal den Preis drückt, nimmt Minimalstandards in Ställen nicht nur in Kauf – er fördert sie.

Dass Aldi nun die Haltungsform 1 und 2 aus seinem Sortiment verbannen will, ist nur zu begrüßen. Weil das Wort "Tierwohl" nichts zu suchen hat auf Fleisch, das von Schweinen stammt, die ihr Dasein auf 0,75 oder 0,83 Quadratmetern fristeten. Aber auch, weil Gewohnheiten zurechtgerückt werden müssen. Fleisch, das von für unseren Verzehr aufgezogenen Tieren stammt, muss teurer sein als vom Strauch gezupfte Paprika. Der Sonntagsbraten wird damit sicher nicht zu einer Frage des Gehaltes. Im besten Fall hinterfragt der Einzelne aber, wie viel Wurst, Leberkäse und Schnitzel es pro Woche wirklich sein muss.


Greenpeace: Fleischkonsum kostet die Allgemeinheit Milliarden



Noch fehlt es an Produzenten, um die Theken nur mit Fleisch der von Aldi proklamierten Haltungsformen zu füllen. Jetzt die Bedingungen und Konditionen zu schaffen, dass mehr Landwirte umstellen, wird die große Herausforderung sein, könnte aber einen Strukturwandel anstoßen. Und Aldi – zurecht – einen Imagegewinn einbringen.