
Matthew Livingstone ist 23 Jahre alt und hat vor wenigen Wochen beim SC Eltersdorf um ein Probetraining gebeten. Via Internetrecherche stieß der in Nürnberg lebende Wirtschaftsstudent auf den Regionalligisten und bewarb sich mit einer E-Mail, die er mit Google-Translator schrieb.
Mit Erfolg: In diesen Tagen unterschreibt er einen Vertrag. Aufgewachsen im Nordwesten Englands, bildeten ihn die Trainer der Academy des Zweitligisten Preston North End zum Defensivspezialisten aus. Von daher ist die Ähnlichkeit nur rein optisch. "Seit ich 16 bin, nennen sie mich Kevin de Bruyne", erzählt Livingstone, dessen zweiter Spitzname "Matty" ist.
Wie unterscheidet sich der Fußball in Deutschland und England?
Der Fußball in beiden Ländern ist sehr ähnlich, er ist hier wie dort fast eine Religion. Der deutsche Stil ist mehr technisch, aber der englische hat sich gewandelt in den vergangenen Jahren wegen der vielen ausländischen Spieler. Kick and Rush sieht man nur noch in den unteren Ligen. Die Jugendakademien der Profiklubs vermitteln, dass der Ball auf dem Boden bleibt. Jetzt hat auch die Nationalmannschaft viele junge Techniker wie Jude Bellingham und Jadon Sancho. Es überrascht nicht, dass sie in Deutschland spielen, obwohl sie in der Premier League mehr Geld verdienen könnten, denn hier bekommen sie mehr Spielpraxis, als es in England möglich wäre. Der Stil ist ähnlich, also macht es Sinn.
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Wie ist die Lage des Amateurfußballs?
Fußball ist die Nummer eins vor Rugby und Cricket. Das Ligensystem ist ebenfalls ähnlich gut vom Verband FA organisiert, von niedrigem bis hohen Standard. Die Leute lieben Fußball und wollen ihn spielen, auch wenn es um nichts geht. Wir verwenden für die unterklassigen Amateurligen den Begriff Sunday League, aber selbst die sind noch gut organisiert. Wegen Corona sind in den vergangenen anderthalb Jahren viele Vereine ins Straucheln geraten.
Welches Trikot hing früher bei Ihnen an der Wand, welcher Nationalspieler ist heute Vorbild bei den Kindern?
Bei mir war es immer ein Manchester-United-Trikot, als erstes das von Ruud van Nistelrooy, dann kam die Ära von Wayne Rooney und Cristiano Ronaldo. Mittlerweile habe ich nur noch ein Man-United-Shirt ohne Schriftzug hintendrauf. Heutzutage ist Marcus Rashford (Nationalspieler und Stürmer von Manchester United, d. Red.) das neue Idol, auch wegen seines sozialen Engagements für arme Kinder. Er ist für sehr viele in England ein Held, nicht nur wegen seiner Fußballkünste.
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Wie stehen die Chancen gegen Deutschland?
Ich bin nicht zuversichtlich. England hat ein gutes Team, das beste seit vielen Jahren. Aber unsere Statistik gegen Deutschland in großen Turnieren ist nicht gut. Wir hatten eine gute WM 2018 und Deutschland ist nicht so stark wie in den vergangenen Jahren. Von daher wird es ein Fifty-Fifty-Spiel. Ich glaube aber, dass Deutschland die Nase vorn hat, vorausgesetzt, sie wiederholen ihre Leistung vom 4:2 gegen Portugal. Und natürlich, wenn es zum Elfmeterschießen kommt – dann hat England keine Chance. Unser Unterschiedsspieler könnte Harry Kane sein, er hat in diesem Turnier noch nicht getroffen, aber auf ihn kommt es an, er ist ein klasse Stürmer. Ich glaube, er wird diesen Sommer zu Manchester City wechseln.
Wie weit kommt England?
Wenn sie es gegen Deutschland packen, wären die Gegner in der nächsten Runde sogar leichter. Ein Sieg im Achtelfinale kann ihnen Vertrauen geben, sodass das Finale möglich ist.
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