Erlangen-Land - Sie gehört längst zum Alltag in den meisten Haushalten, ist manchmal grün - und im Landkreis Erlangen-Höchstadt braun: Die Biotonne, die vor mittlerweile 40 Jahren in Deutschland einen sehr vorsichtigen Start hatte. Dürfen Zitrusfrüchte da nun rein? Und wie sieht es mit Knochen aus? Wir klären auf.

Studenten aus Würzburg waren es gewesen, die vor gut vier Jahrzehnten auf eigene Faust organische Abfälle sammelten und zur Kompostierung brachten. Dies stieß nach einiger Zeit auf das Interesse der dortigen Stadtverwaltung, die 1981 im Stadtteil Zellerau einen entsprechenden Modellversuch durchführte.

Erst in den 1990er Jahren wurde die Biotonne freilich bundesweit ein fester Bestandteil der Abfallverwertung. Im ERH-Gebiet feierte sie 1992 Premiere. Wir haben mit Unterstützung des Sachgebiets "Kommunale Abfallwirtschaft" beim Landratsamt die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Kohlrabischalen, Salatstrunk oder Kaffeesatz und deren Weg im Bio-Kreislauf zusammengestellt.

Wie viele Tonnen werden jährlich im Landkreis über die Biotonne entsorgt und wie hoch ist dabei der Anteil am gesamten Abfall?

Etwa 10.000 Tonnen Biomüll fallen durchschnittlich pro Jahr im Landkreis Erlangen-Höchstadt an. Mit der Zahl der Biotonnen ist in den vergangenen Jahren auch die Biomüllmenge gestiegen. Außerdem spielt die Witterung eine große Rolle, da auch Gartenabfälle über die Biotonne entsorgt werden. In trockenen Jahren sinkt die Biomüllmenge daher erfahrungsgemäß. Der Anteil an der Gesamtabfallmenge beträgt ungefähr 13 Prozent.

In jüngster Zeit wird bei den Wertstoffhöfen des Kreises verstärkt darauf geachtet, dass dort nur Bürger Grünabfälle abgeben, die eine Biotonne besitzen, was - wie berichtet - für ziemliche Aufregung sorgte. Wer sich die Gebühr für die braune Tonne spart, muss auch umfangreichere Mengen selbst kompostieren. Welchen Effekt hatte die striktere Umsetzung dieser Regelung, die schon länger galt, deren Einhaltung zuvor jedoch nicht so streng kontrolliert worden war?

In den zurückliegenden Wochen haben viele Gartenbesitzer zwischen Vestenbergsgreuth und Heroldsberg, die bisher den Gebührenrabatt von 20 Prozent in Anspruch nahmen, auf den „Normaltarif“ umgestellt, weil sie weiterhin Gartenabfälle an den Wertstoffhöfen abgeben möchten. Inzwischen gibt es nur noch vereinzelte Umstellungen. Das Thema, das in der Öffentlichkeit heiß diskutiert wurde, soll noch einmal in den Gremien des Kreistags behandelt werden.

Wie viele Haushalte nutzen die Biotonne, wie viele setzen auf die Eigenkompostierung?

Etwa zwei Drittel der Haushalte nutzen eine Biotonne.

Wer sich unsicher ist, welche Materialien er wie entsorgen soll, surft am besten zum Abfall-ABC auf der Homepage das Landratsamts. Hier werden von der Ambrosia-Pflanze bis zur Zigarettenkippe zu nahezu allen Müllformen entsprechende Hinweise gegeben.

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© Roland Huber-Altjohann

Ist die Belastung des organischen Abfalls mit Fremdstoffen wie Metalle oder Kunststoffe ein Problem?

Ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger trennt nach den Erfahrungen des Landratsamts vorbildlich: Viele Biotonnen sind frei von Fremdstoffen. Es gibt jedoch auch Tonnen, die stark mit Plastik, Glas oder Restmüll verunreinigt sind. Deshalb führte das Landratsamt erst vor Kurzem eine entsprechende Infokampagne durch. Da die Biotonne im Laufe der Jahre immer besser angenommen wurde, hat nämlich auch die Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich deutlich an Bedeutung gewonnen, um eine möglichst saubere Trennung der einzelnen Abfallarten zu erreichen.

Gibt es bei den Biotonnen gezielte Kontrollen, ob auch wirklich nur das hineingeworfen wird, was hineingehört?

Im Zuge der Abholung werden regelmäßig stichprobenartige Überprüfungen durchgeführt. Eine gesonderte Aktion fand in jüngster Zeit nicht statt.

Womit muss der Bürger rechnen, wenn er absichtlich oder unwissentlich nicht korrekt getrennt hat?

Bei extremer Fehlbefüllung, wie es im Fachjargon heißt, werden die Tonnen mit einem roten Aufkleber versehen und erst nach der richtigen Sortierung geleert. Bei geringen Verstößen kommt ein gelber Infoaufkleber auf die Tonne.

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© Landratsamt Erlangen-Höchstadt

Welche unpassenden Stoffe sind das Hauptproblem beim eingesammelten Biomüll?

Laut Claudia Jarosch, die das Sachgebiet "Kommunale Abfallwirtschaft" beim Landratsamt leitet, landen mit den Küchenabfällen leider immer wieder nicht kompostierbare Materialien wie Plastik, Glas und Dosen in den Biotonnen des Landkreises. Ein Problem stellen herkömmliche und sogenannte kompostierbare Plastiktüten dar. Diese sind in Wirklichkeit ungeeignet und können nur mit hohem Aufwand in der Kompostierungsanlage aussortiert werden.

Sollen die Schalen von Orangen, Zitronen, Ananas oder Mangos in die Biotonne geworfen werden? Schließlich wird bei diesen zum Schutz oft Polyethylenwachs aufgetragen.

Früchte, bei denen die Schalen mit Polyethylenwachs behandelt wurden, stellen laut der "Kompostier Betriebs GmbH", welche für die Anlage des Landkreises in Medbach zuständig ist, auch hinsichtlich einer möglichen Belastung der Umwelt kein Problem dar.

Dürfen Fleisch, Knochen und Fisch mit zu den übrigen Küchenabfällen hineingegeben werden?

Fleisch, kleinere Knochen sowie Fisch können genauso über die Biotonne entsorgt werden. Solange man die Tonne nicht länger offen stehen lässt, besteht keine Gefahr, dass Tiere angelockt werden.

Ist die Ausstattung der Müllfahrzeuge mit Sensoren, die Fremdstoffe erkennen, ein Thema?

Die Sensoren erfassen in der Regel nur Metall. Das Altmetall ist allerdings als Fremdstoff anteilsmäßig kein wesentlicher Faktor in der Biotonne, so dass sich deswegen eine Investition nicht rentieren würde.

Gerade im Sommer verwandelt sich der organische Abfall schnell in einen unansehnlichen Matsch mit Schimmelpilzen und Bakterienkulturen. Wie lässt sich hier gegensteuern?

Je trockener der Biomüll ist, desto geringere Schwierigkeiten bereitet er: Im Sommer kommt es zu weniger Geruchsbelästigung, im Winter gibt es weniger Probleme mit festgefrorenem organischen Abfall. Sinnvoll ist es, die Biomülltonne an einen schattigen Platz zu stellen. Der Biomüll sollte in Zeitungspapier oder Papiertüten, zum Beispiel in gebrauchte Bäckertüten, eingewickelt werden. Dies verhindert gleichzeitig die Verschmutzung der Tonnen.

Welchen Weg nimmt der Biomüll, nachdem er abgeholt wurde? Wer sind später die Hauptabnehmer?

Der Biomüll im Landkreis Erlangen-Höchstadt kommt zur Kompostierungsanlage im Höchstadter Stadtteil Medbach. Dort wird der Biomüll einer fachgerechten Kompostierung zugeführt. Der so erzeugte Kompost wird auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht und dient als wertvoller Bodendünger. Daher appelliert Claudia Jarosch an alle Bürgerinnen und Bürger: "Fremdstoffe haben in der Biotonne nichts zu suchen, da sie aufwendig aussortiert werden müssen, um eine Verunreinigung der Böden zu vermeiden." Eine andere Verwertungsschiene gibt es für den Gartenabfall. Aus dem an den Recyclinghöfen abgegebenem Gartenabfall wird der an den Wertstoffhöfen und der Kompostierungsanlage dann zum Verkauf angebotene Kompost hergestellt.