
"Darauf haben wir lange gewartet", hebt Haram Dar, der Erlanger Stadt-Schülersprecher hervor. Er selbst besucht die 10. Klasse der Eichendorff-Mittelschule am Bierlachweg und biegt nun bei den Vorbereitungen für die anstehende Abschlussprüfung in die Zielgerade ein.
Auch viele andere Schüler müssen für den Endspurt richtig anziehen. Zwar hat das Bayerische Schulministerium beschlossen, dass bis zu den Sommerferien keine Schulaufgaben mehr gehalten werden, doch Tests für die Zeugnisnoten und den Übertritt an eine höhere Schule sind vorgesehen.
Die neuen Bestimmungen zum Unterricht an den Schulen in Bayern sind hier zu lesen.
"Die zurückliegenden eineinhalb Jahre waren hart. Unserer Generation ist durch die Corona-Pandemie ein wichtiger Teil der Jugend geraubt worden", so der 15-Jährige. Für einen Großteil seiner Altersgenossen sei es sehr schwierig, die Wissenslücken auf die Schnelle halbwegs zu schließen.
Große Herausforderung
Besonders in Mathematik habe es für die meisten eine ziemliche Herausforderung dargestellt, den oft komplexen Rechnungen per Video zu folgen und vor allem die Lösungswege einzuüben. Aber auch bei den Fremdsprachen wirken sich Defizite beim Wortschatz und den grammatikalischen Regeln noch Jahre später aus.
Gerade jüngere Schüler sind laut Haram Dar überfordert, hier rechtzeitig gegenzusteuern: "Niemand kann von einem Fünftklässler erwarten, dass er die Eigeninitiative aufbringt, dies selbst zu managen."
Auf verstärkte Nachhilfe zu setzen, könne nicht der Weg sein. "Diese vermögen allein reiche Eltern zu finanzieren. Bei einem geringen Einkommen geht das an die Substanz. Dann klafft die Schere zwischen den sozialen Schichten noch weiter auseinander", betont der junge Erlanger.
"Geduld ist wichtig"
Er appelliert an die Schulleitungen und die Lehrkräfte, Geduld mit dem Nachwuchs zu haben. Jetzt großen Druck aufzubauen und in kurzer Zeit eine Unmenge an Stoff durchzupeitschen, mache alles bloß schlimmer.
Verschärft werde die Lage dadurch, dass durch die Beschränkungen zahlreiche Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen zu kämpfen hätten. Hier sei das Angebot an Betreuungsplätzen nicht ausreichend, was zu langen Wartelisten führe.
Der fehlende Kontakt zu Freundinnen und Freunden bereite jungen Menschen noch mehr Probleme als Erwachsenen. Dass auch bei den Freizeitaktivitäten einschließlich des Sports deutliche Abstriche gemacht werden mussten, habe die seelische Balance spürbar durcheinander gebracht.
Haram Dar: "Zu effektivem Lernen gehören auch Erholungsphasen. Hier bedarf es viel psychologisches und pädagogisches Feingefühl, damit die negativen Auswirkungen des eingeschränkten Unterrichts wieder weitgehend ausgeglichen werden."
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