
Laut einer Analyse von immowelt sind die Mieten in 39 untersuchten Großstädten seit der Einführung der Mietpreisbremse deutlich teurer geworden – überall mit zweistelligen prozentualen Anstiegen. 29 Großstädte weisen sogar ein Plus von 20 Prozent und mehr auf. Damit haben sich die Mieten in allen Städten stärker verteuert als die Inflation von 8 Prozent im gleichen Zeitraum.
Für die Analyse wurden die Angebotsmieten von Wohnungen (40 bis 120 Quadratmeter) in Großstädten mit Mietpreisbremse jeweils von Januar bis April in den Jahren 2015 und 2021 untersucht. Ob die angebotenen Mieten tatsächlich am Ende gezahlt wurden, untersucht Immowelt nicht. Zudem spiegeln die Angebotsmieten nicht die Entwicklung auf dem gesamten Mietmarkt wider, der deutlich größer ist.
Berliner Mietendeckel ist gekippt
Den stärksten Anstieg weist Berlin auf: In den sechs Jahren des Bestehens der Mietpreisbremse kletterten die Angebotsmieten dort um satte 51 Prozent. Im Jahr 2015 wurden für den Quadratmeter noch im Median 8,50 Euro verlangt, aktuell liegt der Preis bei 12,80 Euro. Auf den großen Anstieg hat der Berliner Senat zuletzt mit einem weiteren Instrument, dem Mietendeckel, reagiert. Dieser wurde aber nach einem Jahr vom Verfassungsgericht gekippt.
"Die Mietpreisbremse ist nicht das richtige Instrument, um angespannte Immobilienmärkte in den Griff zu bekommen. Die Mieten steigen hingegen sogar weiter“, sagt Cai-Nicolas Ziegler, Vorstandsvorsitznder von immowelt. "Die einzige Möglichkeit, um nachhaltig ein stabiles Mietniveau zu bekommen, ist bauen. Besonders im preisgebundenen Segment ist die Politik gefragt, Lösungen für Geringverdiener zu schaffen.“
Teuerste Städte mit großen Anstiegen
Auch in den teuersten deutschen Städten hat die Mietpreisbremse zu keiner Entlastung geführt. In München haben sich die Mieten seit der Gesetzeseinführung von 14,50 auf 19,20 Euro pro Quadratmeter verteuert – ein Plus von 32 Prozent. Damit konnte sich München preislich noch weiter von Frankfurt (+19 Prozent; 14,40 Euro) und Stuttgart (+28 Prozent; 13,90 Euro) absetzen. Gleiches gilt für Hamburg (+18 Prozent;12,50 Euro) und Köln (+21 Prozent; 12,00 Euro).
In Nürnberg sind die Preise seit Einführung der Mietpreisbremse im Jahr 2015 um 26 Prozent gestiegen. Aktuell zahlen somit Mieter 10,30 Euro pro Quadratmeter (2015: 8,20 Euro). In Erlangen sind es 11 Euro pro Quadratmeter (plus 24 Prozent). In Fürth kletterte die durchschnittliche Quadratmeter-Miete von 7,80 Euro auf 9,80 Euro, das ist ein Plus von 26 Prozent.
Neben den großen Ballungsgebieten sind besonders kleinere Städte mit starker Wirtschaft und Infrastruktur von steigenden Mieten betroffen. Die hohe Nachfrage nach Wohnraum und das geringe Angebot an freien Wohnungen bestimmen den Markt. Die Mietpreisbremse kann ihre Wirkung augenscheinlich nicht entfalten. So verzeichnet Heilbronn den zweitstärksten Anstieg aller untersuchten Städte. Seit 2015 klettern die Angebotsmieten dort um 40 Prozent auf aktuell 10,90 Euro pro Quadratmeter. In Augsburg müssen Wohnungsmieter nach einem Anstieg von 38 Prozent mit 11,20 Euro pro Quadratmeter rechnen. Noch teurer ist Wohnen in Studentenstädten wie Freiburg (+25 Prozent; 13,00 Euro) und Heidelberg (+22 Prozent, 12,20 Euro).
Das besagt die Mietpreisbremse
Generell wird mit der Mietpreisbremse beabsichtigt, die Preisanstiege einzudämmen. Dafür dürfen Vermieter bei Neu- oder Wiedervermietung von Wohnungen die Miete maximal 10 Prozent über die ortsübliche Vergleichsmiete anheben. Neubauten, umfassend sanierte und möblierte Wohnungen sind ausgenommen. Zunächst sollten die Regelungen nur bis Ende 2020 gelten, die Große Koalition entschied sich jedoch dafür, die Mietpreisbremse um weitere fünf Jahre zu verlängern. In diesem Zuge wurden außerdem die Möglichkeiten der Mieter erweitert, zu viel gezahlte Miete zurückzuverlangen.