LANDKREIS ROTH/SCHWABACH - Mit einer stabilen Inzidenz unter 50 sind im Landkreis Roth kaum noch Tests vorzuweisen. Unmittelbar vor Pfingsten wurden zehn neue Teststellen im Register des Landratsamtes eingetragen.

Die Pandemie erfährt kurz vor dem vermeintlichen Tal der dritten Welle eine gegenläufige Bewegung. Während Landrat Herbert Eckstein die Meldung nach München vorbereitete, dass der Landkreis Roth eine Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 50 aufweist, trug ein paar Türen weiter die Pressestelle kurz vor Pfingsten zehn neue Schnellteststellen in ihr Online-Register ein, das nun 61 auflistet. Am Dienstag war klar: Tests werden vor Ort nur noch für Chorproben, Schüler und Touristen gebraucht, die Stadt Schwabach ist auf dem halben Weg des Countdowns für den gleichen Status.

Seit der in der letzten Aprilwoche ausgerufenen Bundes-Notbremse wurden die Schnellteststellen zu hochwillkommenen Einrichtungen. Angefangen mit den Apotheken, die schon ausgebildetes Personal hatten, wurden immer mehr Möglichkeiten zum Test geschaffen. Recht eifrig dabei auch die größeren Betriebe, die nicht zu den Hotspots der dritten Welle werden wollten.

Großer Andrang an Pfingsten

Zu den Pionieren in Roth gehört die Acuna Apotheke, die auf dem Festplatz eine Teststation aufgestellt hat, die ständig mit fünf Personen besetzt ist. Rechnet sich das noch? „Am Pfingstwochenende auf alle Fälle“, sagt Seniorchefin Birgit Eiber, „da hatten wir großen Andrang.“ Dass man jetzt erst einmal die Entwicklung abwartet und frühestens in einer Woche eine Entscheidung fällt, hängt auch damit zusammen, dass der federführende Sohn gerade Urlaub macht. Der Vertrag mit dem Staat läuft jedenfalls noch bis Ende Juni.

Im Oro-Einkaufszentrum in Schwabach kümmert sich die Firma JR Marketing um die Tests und hat anscheinend auch genügend zu tun. Telefonisch ist kein Durchkommen. Die Oro-Verwaltung schätzt, dass die Station „erstmal bleiben wird“. Zum einen „variieren die Zahlen in Schwabach noch zu sehr“, zum anderen könne man seinen Test ja auch bei anderen Gelegenheiten brauchen: Zum Beispiel beim Reisen und beim Besuch in Nürnberg.

Beim Malteser Hilfsdienst, der im Landkreis Roth mit drei Stationen (Wendelstein, Hilpoltstein, Heideck) vertreten ist, tritt man heute zum Jour fixe zusammen, um zu besprechen, wieviel noch gebraucht wird und welche Zeitfenster man besetzen sollte. Das Ergebnis wird nachgereicht.

Bei Johanniter-Unfall-Hilfe, die in Kammerstein, Rednitzhembach und vor allem im Schwabacher Markgrafensaal testet, will man sich auf einen Zeitrahmen noch nicht festlegen. Jörg Deffner, unter dessen Verantwortung im Markgrafensaal schon über 20000 Schnelltests durchgeführt wurden, ist sich jedoch sicher, „dass wir das länger betreiben werden, als wir uns das ursprünglich vorgestellt haben“.

Wer zahlt wieviel

Das Innenministerium in München unterscheidet sprachlich zwischen Testzentren, die von den Kreisverwaltungsbehörden betrieben werden, und Teststellen, die von weiteren Leistungsbringern wie zum Beispiel Apotheken, Hausarztpraxen, Möbelmärkte, etc. betrieben werden.
Auf Basis der Coronavirus-Testverordnung (TestV) kann sich jeder in Deutschland auch ohne Vorliegen von Symptomen mit einem Schnelltest testen lassen. Es gibt mittlerweile mehr als 15.000 Testzentren, die diesen Bürgertest anbieten.

Nach einem positiven Schnelltest besteht ein Anspruch auf einen bestätigenden PCR-Test (Labor-Test). Wer Symptome hat, kann sich ebenfalls mit PCR testen lassen. Die Verordnung regelt auch die Vergütung der Tests. Die Testzentren dürfen keinen wirtschaftlichen Gewinn erzielen, die Teststellen schon.

Nach Auskunft des Gesundheitsministeriums in Berlin werden die Leistungen über die Kassenärztlichen Vereinigungen mit dem Gesundheitsfonds abgerechnet und seit der April-Abrechnung vom Bund refinanziert. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung wurden bis zum 15. April rund 93 Millionen Euro für PoC-Antigenschnelltests (Sachkosten und Abstrichvergütung) im März und April mit dem Gesundheitsfonds abgerechnet. Dabei sei jedoch zu beachten, dass zwischen Leistungserbringung und Abrechnung mehrere Monate liegen können.


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