So kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an, dass die bayerischen Impfzentren bald Außeneinsätze in Stadtteilen durchführen sollen, in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund lebten und in denen es noch Vorbehalte gegen die Corona-Impfungen gebe. "Wir müssen auch unkonventionelle Wege gehen. Warum bieten wir nicht auch mal einen Impftag im Umfeld einer Moschee oder eines Kulturvereins an?", sagte Söder in einem Interview.
Gilt nur noch in Impfzentren: Das ist die Impfpriorisierung in Bayern
Darüber hinaus sollten auch Menschen in sozial schwierigen Verhältnissen beispielsweise über die Tafeln erreicht werden. In Nürnberg ist bereits ein entsprechendes Projekt bei der örtlichen Tafel angelaufen.
In vielen deutschen Städten haben die von den örtlichen Gesundheitsämtern gesammelten Daten über Corona-Infektionen ergeben, dass die Zahlen in bestimmten Stadtbezirken signifikant höher sind als in anderen. Gründe dafür sind unter anderem die beengteren Wohnverhältnisse und auch die Arbeitsbedingungen vieler Menschen aus niedrigeren sozialen Schichten, die zum Beispiel nicht auf Homeoffice ausweichen können und deshalb einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Auf den deutschen Intensivstationen liegen denn auch überdurchschnittlich viele Ärmere und sozial Benachteiligte.
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In Köln waren deshalb Anfang Mai in einem bundesweit beachteten Pilotprojekt Schwerpunktimpfungen in Stadtteilen mit besonders hoher Inzidenz angelaufen, und auch andere deutsche Großstädte rüsten sich derzeit für mobile Impfungen in sozialen Brennpunkten. In Nordrhein-Westfalen etwa sollen für das Impfen in sozial benachteiligten Vierteln 100.000 zusätzliche Impfdosen an 15 Kommunen verteilt werden.
Das Projekt in Köln allerdings musste wegen fehlendem Impfstoff-Nachschub vorläufig auf Eis gelegt werden. Zuvor jedoch hatten zahlreiche Menschen das Angebot genutzt. Schon vor Beginn der Aktion hatten sich lange Wartschlangen vor den Impfbussen in den betreffenden Stadtteilen gebildet.
Breitere Bevölkerungsschichten erreichen
Mit Lieferengpässen hat aktuell auch Bayern zu kämpfen, in den kommenden zwei bis drei Wochen müssen sich die Impfzentren im Freistaat deshalb auf die anstehenden Zweitimpfungen konzentrieren. Dennoch will Söder deren Arbeit nach der Aufhebung der Priorisierung stark auf Außeneinsätze ausrichten, um breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen.
Die Impfzentren im Freistaat hätten auch weiterhin eine zentrale Bedeutung. "Auf der langen Zielgeraden der Pandemie" würden sie laut dem bayerischen Ministerpräsidenten noch wichtig, um strategisch zu impfen. Man werde weiter impfen und verschiedene Impfstoffe bestellen müssen. "Zum einen, um den Grundschutz aufzubauen. Zum anderen, um auf mögliche Mutationen reagieren zu können."
