ECKENTAL - Am 31. Mai ist Weltnichtraucher-Tag. Wer regelmäßig zur Zigarette greift, der weiß, dass das nicht gesund ist. Trotzdem fällt es schwer aufzuhören. Eine Entwöhnung durch Hypnose klingt da verlockend. Wie es funktionieren kann, erklärt Michael Schramm, der diese Therapiemethode in Eckental anwendet.

Herr Schramm, die Vorstellung ist schön einfach: Wer Nichtraucher werden möchte, braucht keine große Willenskraft, sondern kommt zu Ihnen als magischem Wunderheiler. Wie sieht die Realität aus?

Ein magischer Wunderheiler bin ich natürlich nicht. Unter Umständen kann es passieren, dass jemand schon nach ein, zwei Sitzungen bei mir rauchfrei ist. Dann müssen die Bedingungen aber vorab schon sehr gut gewesen sein. Ich halte es für Geldmacherei, wenn jemand verspricht, dass der Klient nach einem Termin nie mehr zur Zigarette greift. Hinter solche Angebote setze ich viele Fragezeichen.

Wie läuft die Rauchentwöhnung bei Ihnen ab?

Zunächst gibt es ein ausführliches Erstgespräch, in dem der Klient mit meiner Unterstützung seine Ziele festlegt. Es geht darum, dass diese konkret sind und positiv formuliert. Also nicht einfach: Ich möchte nicht mehr rauchen oder ich möchte gesünder leben. Wir finden zum Beispiel heraus, was es für mein Gegenüber bedeuten würde, fitter zu sein und in welchen Lebenslagen das nützlich wäre. Es folgen in der Regel drei Sitzungen, in der ich Hypnosetechniken anwende und dabei individuell auf meine Klienten eingehe.

schrammimg00341.jpg
Seit 2005 betreibt Michael Schramm eine Praxis für ganzheitliche Psychotherapie in Eckental. Der 47-jährige staatlich anerkannte Heilerziehungspfleger hat eine Erlaubnis zur Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz und unter anderem eine Ausbildung in klinischer Hypnose. © Fotostudio Filler-Rainer Filler

Wie funktioniert die Hypnose?

Man kann sagen, sie ist einfach eine Art der Kommunikation, die vor allem die rechte Gehirnhälfte anspricht, die für ganzheitliches Erfassen und Intuition zuständig ist. Hypnose lebt von Metaphern und Fantasie, die Freiraum geben. Eine hypnotische Trance, wie ich sie herbeiführe, ist ein Zustand, in dem die Wahrnehmung nach Innen auf Gedanken, Gefühle, innere Bilder und Körper-Empfindungen gerichtet wird. Raucherentwöhnung mit Hypnose hat den Vorteil, dass sie nicht nur auf der körperlichen Ebene wirkt, sondern auch auf die Psyche.

Okay, also anders als eine Showhypnose im Zirkuszelt, in der ein Zuschauer am Ende gackert wie ein Hühnchen? Inwieweit geben Klienten in einer Sitzung bei Ihnen denn die Kontrolle ab?

Meist kann man sich an alles erinnern, was während der Hypnose geschieht. Nur manchmal ist die Hypnose so tief, dass der Klient sich an bestimmte Teile der Hypnose nicht mehr bewusst erinnert. Und niemand kann gegen seinen Willen hypnotisiert werden. Ebenso wenig will ich jemanden entgegen seinen Grund-Überzeugungen oder Wertvorstellungen beeinflussen oder ihn zu irgendetwas zwingen. Ich arbeite sehr transparent, so dass der andere weiß, auf was er sich einlässt. Wer zu mir kommt, bringt außerdem ein grundsätzliches Vertrauen mit und die Bereitschaft mitzumachen.


Hypnobirthing: In Trance zur sanften Geburt


Sie sagen, niemand kann gegen seinen Willen hypnotisiert werden. Sind denn umgekehrt alle, die zu Ihnen kommen und dies möchten, auch hypnotisierbar?

Ich habe in den vergangenen 15 Jahren noch nicht die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht klappt. Vielleicht findet man als Therapeut nicht gleich den Schlüssel, um in Trance zu gehen. Eine Entspannung tritt aber auf jeden Fall ein.

Wie hoch ist denn die Rückfallquote nach einer Rauchentwöhnung durch Hypnose?

Corona und Rauchen: Experten rufen zum Rauchstopp auf
Zahlreiche Zigarettenstummel liegen in einem Aschenbecher. Raucherinnen und Raucher gehören zur Risikogruppe, die im Fall einer Infektion besonders schwer an Corona erkranken kann © Sebastian Kahnert, dpa

Dazu habe ich bislang für meine Praxis keine genauen Zahlen erhoben. Aber wenn ich mir die Rückmeldungen anschaue, die ich so bekomme, würde ich sagen: Wir liegen genau in dem Bereich, den auch wissenschaftliche Studien nennen. Das heißt 70 bis 80 Prozent der Klienten sind nach einem Jahr noch rauchfrei.

Und wie hoch sind die Kosten?

Es gibt Nichtraucher-Kurse, die von der Krankenkasse mitfinanziert werden. Das geht bei mir leider nicht. Es ist aber auch ein zusätzlicher Anreiz, es zu schaffen, wenn man für seine Gesundheit selbst investiert. Bei einem Zigarettenkonsum von durchschnittlich einer Schachtel pro Tag hat man in weniger als zwei Monaten etwas gespart.

Haben die meisten, die kommen, schon viele Methoden ausprobiert?

Das ist unterschiedlich. Manche kommen direkt zur mir, andere haben fast alles hinter sich: Akupunktur, Nikotinpflaster oder -kaugummis. Besonders langfristig ist Hypnose wirkungsvoller als viele andere Methoden, um von Zigarettensucht zu befreien.

Nicht-Rauchen liegt inzwischen im Trend. Bemerken Sie die Auswirkungen?

Tatsächlich ist es so, dass es früher mehr Klienten gab, die für eine Rauchentwöhnung zu mir kamen. Worin genau die Ursache dafür liegt, kann ich aber nicht sagen.

Michael Schramm betreibt einen Blog und einen podcast, die über diese Homepage zu finden sind.