NÜRNBERG - Inzwischen machen alle, was sie wollen: Bayern sichert sich 2,5 Millionen Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V, der Bund will mit Russland direkt verhandeln und die EU, die eigentlich mal für alle Mitgliedsstaaten die Impfstoffe beschaffen sollte, tut so, als ginge sie das alles nichts an. Eine Blamage für Brüssel, kommentiert Armin Jelenik, stellvertretender Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten.

Das wurde aber auch Zeit: Spät, viel zu spät, beginnen die Bundesländer, allen voran Bayern, und der Bund, sich ernsthaft mit dem russischen Impfstoff Sputnik V zu beschäftigen. Wie auch immer die hoffentlich gewissenhafte Prüfung durch die europäische Arzneimittelagentur und die Verhandlungen mit Moskau ausgehen werden: Klar ist, dass die gemeinsame Beschaffung von Impfstoffen durch die EU damit endgültig gescheitert ist und Brüssel einmal mehr eine unglückliche Figur abgegeben hat.

Kleinstaaterei hilft nicht

Das ist bedauerlich, denn Impf-Kleinstaaterei hilft bei einer Pandemie niemandem. Dass es so weit gekommen ist, hat sich die EU allerdings selbst zuzuschreiben. Immer noch heißt es aus Brüssel, man brauche den nach allen vorliegenden Daten sehr wirksamen russischen Impfstoff nicht, um in Europa Herdenimmunität zu erreichen.


Russlands Impfstoff Sputnik V: Wunderwaffe oder Falle?


Ob aus diesen Worten westliche Arroganz spricht oder die Idee, eigene Hersteller vor unliebsamer Konkurrenz in diesem Milliardengeschäft zu schützen, sei dahingestellt. Fakt ist auf jeden Fall, dass Europas Impfkampagne dringend mehr Fahrt braucht - gerne auch mit russischer Hilfe.


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