Nürnberg - Über zwölf Stunden haben die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin getagt, um am Ende dem Land fünf Tage Osterruhe zu verordnen. Keine zwei Tage später sind die am Gründonnerstag und Karsamstag geplanten Ruhetage schon wieder Makulatur. Zu massiv war die Kritik, zu kompliziert wäre eine Umsetzung gewesen. Die Regierungen bekommen Corona nicht annähernd in den Griff, kommentiert NN-Chefredakteur Michael Husarek.

Die Kanzlerin hält den Kopf hin, indem sie die Menschen um Verzeihung für das Wirrwarr der letzten Tage bitten will. Das ist aller Ehren wert. Doch es ist beileibe nicht nur Angela Merkel (CDU), die die ganze Republik unnötig in Wallung versetzt hat. Nein, alle Ministerpräsidenten waren an dem Beschluss der jüngsten Konferenz beteiligt. Und alle stehen in der Verantwortung!

Tatsächlich muten die Regierungschefs in Bund und Ländern den Bürgern viel zu. Zu viel. Wie konnte es möglich sein, eine absolut realitätsferne Regelung ins Kalkül zu ziehen? Vielleicht liegt es daran, dass keiner der Spitzenpolitiker sich mit den Banalitäten des Ostereinkaufs beschäftigen muss. Jeder, der sich oder seine Familie versorgen muss, weiß, dass in den Supermärkten und Metzgereien chaotische Zustände am Mittwoch und Samstag nächster Woche eingetreten wären.

Von den berechtigten Klagen der über Gebühr gebeutelten Wirtschaft ganz zu schweigen. Einfach so zwei weitere Feiertage zu verhängen, das wäre des Guten zu viel gewesen. Und nicht zuletzt unbezahlbar.


Hier können Sie Ihre Meinung zur Corona-Krise kundtun oder sich mit anderen Usern zum Thema austauschen. Alle Artikel zu Corona haben wir zudem für Sie auf einer Themenseite gesammelt.

Leider handelt es sich bei der - zurecht erfolgten - Rücknahme der Beschlüsse nur um die jüngste Volte einer ganzen Serie von Fehlentscheidungen. Das Impfdesaster, die bislang gescheiterte Teststrategie, das Chaos an den Schulen usw. Die Liste ließe sich fortsetzen. Deutschland, der ehemalige Effizienzweltmeister, ist längst abgerutscht. Daran hat die politische Führung des Landes einen großen Anteil.