Nürnberg - "Wie alle anderen auch": Vom Leben auf der Straße erzählt der neue "Tatort" aus Köln. Er nimmt dabei die weibliche Sicht ein.

Mitunter hat man den Eindruck, dass sich die Sendeanstalten beim Sonntagabend-Krimi der ARD absprechen oder eben gerade nicht. Kürzlich gab es mit "Tatorten" aus Dresden, Münster oder Weimar eine Phase mit reihenweise Untoten und mystischen Elementen. Jetzt sind offenbar Sozialstudien dran.

Nach "Sabine", dem Rostocker "Polizeiruf 110" vom vergangenen Wochenende, spielt nun auch der neue Kölner "Tatort" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) im prekären Milieu. Auch in ihm stehen Frauen im Fokus. Und auch er ist sehenswert als bedrückendes Sozialdrama, das seine Intensität erst sehr lang entfaltet. Die Spannung, was den eigentlichen Fall angeht, hält sich in Grenzen.

Getötet wird Monika (Rike Eckermann), eine Obdachlose. Ihr Schlafsack unter der Brücke am Rhein geht in Flammen auf. Kurz zuvor hatte Moni die junge Ella (Ricarda Seifried), ein Neuling auf der Straße, unter ihre Fittiche genommen. Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) suchen sie deshalb als Zeugin.

Die nächste Hölle

Ella ist vor ihrem prügelndem Ehemann geflohen, den sie im Kampf mit einem Schlag auf den Kopf schwer verletzt hat. Ob er überlebt? Ella weiß es nicht. Sie weiß nur, dass sie sich um jeden Preis verstecken muss. Also drängt sie sich Axel Fahl (Niklas Kohrt) auf, einem Kellner. In dessen Wohnung gerät sie in die nächste Hölle. . .

"Im Aushalten bin ich gut, wirklich gut", sagt sich Ella. Sie ist die Hauptfigur dieses "Tatorts", packend und überzeugend gespielt von Ricarda Seifried. Theaterbesucher in Nürnberg kennen sie: In der Saison 2017/18 hat Seifried in "Kasimir und Karoline" am Staatstheater gespielt. Damals in einer Inszenierung von Georg Schmidleitner, im "Tatort" nun unter der Regie von Nina Wolfrum.

Zusammen mit dem erfahrenen Drehbuchautor Jürgen Werner blickt Wolfrum in "Wie alle anderen auch" vor allem auf die Frauen: auf unterbezahlte Altenpflegerinnen, auf Missbrauchte in Notunterkünften, auf Sozialarbeiterinnen am Existenzminimum. Und Ballauf und Schenk? Lösen den Fall mit viel Empathie.