
"Ich habe den Eindruck, dass es keinem momentan richtig gut geht. Die Corona-Situation belastet alle", stellt Ordensschwester Magdalena Winghofer nach vielen Gesprächen fest.
Dabei kam der Maria-Ward-Schwester die Idee, einen digitalen Raum zu schaffen, in dem man Sorgen, Ängste, Wut und Ratlosigkeit formulieren kann. Ein Ventil für die aufgestauten Emotionen der vergangenen Monate.
Jeder soll wahrgenommen werden
Jeder - egal ob religiös oder nicht - soll mit seinen Problemen gehört und wahrgenommen werden. Das ist der Anspruch von "klageraum. online", den Nürnbergs Katholische Stadtkirche während der Fastenzeit eingerichtet hat.
An der "digitalen Klagemauer" hängen schon einige Zettel, die man darüber hinaus auch ganz real im Schaufenster der Katholischen Stadtkirche in der Fußgängerzone Vordere Sterngasse lesen kann: "Zwei Angehörige habe ich in jüngster Zeit verloren! Das tut weh, weil kein Abschiednehmen möglich war."
Angst vor der Einsamkeit
Ein anderer Teilnehmer schreibt: "Es ist so schwierig ohne die anderen Kinder ... Ich kann nicht mehr richtig lachen ... Bin so betrübt und weiß nicht mal richtig warum."
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Eine weitere Rückmeldung lautet: "Am schlimmsten ist die ständige Angst, dass mit der nächsten Verordnung wieder der letzte private Kontakt (wenigstens eine Person) verboten wird - dann bleibt wieder nur noch die Einsamkeit."
"Wir brauchen Solidarität"
Mit "klageraum.online" will Ordensfrau Magdalena Winghofer zweierlei erreichen: Zum einen soll jeder seine Not für sich selbst formulieren. Zum anderen kann die Mitteilung, die natürlich auch anonym abgegeben werden kann, auch anderen helfen.
"Es tröstet, wenn wann merkt, man steht nicht allein da, sondern anderen geht es genauso", sagt die 38-Jährige, "wir brauchen die Solidarität untereinander. Herbst und Winter waren sehr belastend, die Menschen kommen auf dem Zahnfleisch daher."
Angebot bis Ostern
Jedem setzt die derzeitige gesellschaftliche Situation in irgendeiner Weise zu, meint auch der katholische Stadtdekan Andreas Lurz: Die Nöte seien verschieden, wie die Menschen auch. Aber alle hätten ihr Recht und seien gleich wichtig.
Die Katholische Stadtkirche hält das Angebot auf der Internet-Plattform "klageraum.online" vorerst bis Ostern aufrecht. Es ist als besondere Ergänzung zur Fastenzeit gedacht. Falls das Bedürfnis besteht, sich weiterhin auf der Website mitzuteilen, wird man darüber nachdenken.