Nürnberg - Der Corona-Lockdown geht weiter und der Einzelhandel bleibt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - weiterhin geschlossen. Gerade für neue Geschäfte ist die fehlende Kundschaft eine Belastung.

Die Kleider, Hosen, Röcke, Oberteile und Jacken hängen ordentlich an schwebenden Kleiderstangen. Neben klassisch geschnittenen Kleidern gibt es auch ausgefallenere Teile: mit Blumen bestickte Schleier, transparente Oberteile oder voluminöse Röcke mit Tüll – es wäre ein Paradies für zukünftige Bräute. Wäre, denn Kundinnen konnte Nantou Doreth in ihrem Brautmodeladen "Wow" bislang nicht begrüßen.


Ladenöffnung trotz Lockdowns: Verband distanziert sich, Inhaber wollen wieder öffnen


Der Laden in der Nonnengasse ist startklar, die 35-Jährige und ihr Ehemann Bastian haben in den vergangenen Wochen den ehemaligen Lorenzer Laden "Lola" nach ihren Wünschen umgebaut, von den alten Strukturen ist bis auf die Außenfassade nichts mehr übrig geblieben. Und jetzt warten sie – auf das Ende des Lockdowns. Die Gründung ihres Unternehmens kam eigentlich zur Unzeit.


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Nantou Doreth kündigte ihren sicheren Job, um sich im Januar 2020 ihren langjährigen Traum eines Concept Stores für Brautmode zu erfüllen. Das Geschäft sollte eine Kombination aus Erlebnis und Einkauf werden. Sie steckte mitten in den Planungen, als die Corona-Pandemie ihr in die Quere kam. Der Kredit war von der Bank bereits bewilligt, "Für mich war schnell klar: Ich mache das trotzdem", sagt Doreth. Die zweifache Mutter ließ sich von dem ersten Lockdown nicht einschüchtern und arbeitete weiter an ihrem Konzept.

Weg von den Klischees

Ihr Fokus liegt auf hochwertiger Brautmode, weg von allen modischen Klischees. Ein voluminöser langer Tüllrock in pastellgrünen Farben oder eine transparente Jacke zum Hosenanzug? Jeder Charakter Braut soll künftig bei "Wow" fündig werden.

"Wir hoffen einfach, dass unser Mut, während Corona ein Unternehmen zu gründen, belohnt wird", sagt Nantou Doreth. Unabhängig von der Pandemie brauche eine Innenstadt immer wieder frische Impulse – einen solchen möchte Doreth mit ihrem Geschäft liefern. Das Ehepaar hofft, dass die Pandemie zu einem Umdenken der Konsumenten geführt hat und diese "bewusster" einkaufen würden als zuvor.

Wer durch die Altstadt und die Einkaufsstraßen läuft, der sieht, dass immer mehr Geschäfte geräumt werden. Übrig bleiben meist nur ein paar Kleiderstangen, nackte Schaufensterpuppen und Hinweise: "Wir müssen schließen!"

Finanzielle Hilfen dringend nötig

Die Doreths machen sich vor allem um die kleinen, inhabergeführten Läden Sorgen, deren Besitzer seit Monaten mit Existenzängsten zu kämpfen haben. "Es wäre fatal, wenn diese Geschäfte aufgrund von Corona von der Bildfläche verschwinden würden", sagt Bastian Doreth. Finanzielle Unterstützung brauche es daher auch vonseiten der Regierung, und zwar sofort und nicht erst Monate später, wenn viele Einzelhändler schon aufgegeben hätten.

Sie selbst bekamen bislang aufgrund fehlender Einnahmen und Fixkosten noch keine finanziellen Hilfen des Bundes. Jetzt, wo der Laden angemietet und quasi fertig ist, hoffen sie, dass sie bei der Überbrückungshilfe III berücksichtigt werden. Finanziell kommt die Familie aufgrund Bastians Gehalt zwar über die Runden, "doch irgendwann muss ich auch wieder mein Geld verdienen", sagt Nantou Doreth.

Der Lockdown zieht sich – wann der Einzelhandel unter strengen Hygiene-Maßnahmen wieder öffnen wird, ist weiterhin unklar. Die Doreths üben sich in Geduld, auch wenn es besonders Nantou unter den Nägeln brennt, den Laden endlich eröffnen zu können. Dann kann sie endlich das tun, wovon sie seit vielen Jahren träumt: Bräute glücklich machen.