
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die aktuellen Zahlen für die regionalisierte Bevölkerungsentwicklung bis 2039 jetzt im Fürther Landesamt für Statistik vorgelegt. Demnach sind allein in diesem Jahr insgesamt rund 1700 Personen aus dem restlichen Bundesgebiet und etwa 27 600 aus dem Ausland zugezogen. "Dieser Wanderungsgewinn aus dem In- und Ausland ist aber nur noch halb so hoch wie im Vorjahr", betonte Herrmann.
Grund dafür seien die Einschränkungen der Einreise aus Corona-Risikogebieten auf nationaler, aber ganz besonders auf internationaler Ebene. Erst ab 2022 rechnet Herrmann mit einer Normalisierung des Wanderungsgeschehens.
Der große Gewinner
Auf längere Sicht gehen die Statistiker von einem stabilen Bevölkerungswachstum in Bayern aus. Im Jahr 2039 werden hier demnach 13,5 Millionen Menschen leben. Im vergangenen Jahr waren es 13,1 Millionen. Zum Vergleich: Allein in den vergangenen zehn Jahren lag der sogenannte Wanderungsgewinn für Bayern noch bei 884 000 Personen.
Großer Gewinner unter den insgesamt sieben bayerischen Regierungsbezirken ist bei den steigenden Zahlen Oberbayern. Hier, in der ohnehin schon mit Abstand bevölkerungsreichsten Region, werden in zwanzig Jahren gut fünf Millionen Einwohner leben, rund 312 000 mehr als 2019. Das ist eine Steigerung um 6,6 Prozent. Allein die Landeshauptstadt München wird dann fast 1,6 Millionen Einwohner haben.
Januar 2020 verzeichnete Bayern-Boom: Bevölkerung im Freistaat wächst rasant
Ein Zuwachs, wenn auch ein zum Teil deutlich geringerer, wird für Schwaben, Niederbayern, Mittelfranken und die Oberpfalz erwartet. Hier, ind er Oberpfalz wird sich bis 2039 der Bevölkerungsstand (2019: 1,1 Millionen) um 16 000 Personen erhöhen wird. Das ist ein Plus von 1,4 Prozent.
Dieser Zugewinn ist allerdings höchst ungleich verteilt. Während Stadt und Landkreis Regensburg um 4,5 beziehungsweise 6,3 Prozent wachsen, rutscht die nördliche Oberpfalz stark ins Minus (Stadt Amberg: -4,2 Prozent; Landkreis Amberg-Sulzbach: -2,7 Prozent; Landkreis Neustadt/Waldnaab: -4,1 Prozent; Landkreis Tirschenreuth: -8,1 Prozent; Stadt Weiden: -4,1 Prozent).
Zartes Plus für Mittelfranken
Mittelfranken wird nach den jüngsten Berechnungen aus Fürth in den nächsten zwanzig Jahren um 29 000 Einwohner (2019: 1,8 Millionen) wachsen. Das ist ein zartes Plus von 1,7 Prozent. Dabei werden allein die Städte Nürnberg (0,3 Prozent), Fürth (6,4 Prozent) - im Landkreis Fürth gibt es ein Minus von 1,2 Prozent - und Erlangen (2,3 Prozent) fast die Hälfte des mittelfränkischen Zuwachses absahnen.
Ober- und Unterfranken müssen dagegen mit Verlusten rechnen. Dabei gibt ebenfalls regionale Unterschiede. So beträgt das errechnete Minus für Oberfranken (2019: 1,1 Millionen Menschen) insgesamt 4,2 Prozent. Die Landkreise Forchheim und Bamberg wachsen aber um 1,2 Prozent beziehungsweise 1,6 Prozent.
In Unterfranken wird die Bevölkerung bis 2039 um 2,2 Prozent zurückgehen. Das sind 29 000 Personen. In diesem Regierungsbezirk leben dann rund 1,3 Millionen Menschen. Ein leichtes Plus gibt es in den Landkreises Kitzingen (0,9 Prozent) und Würzburg (0,4 Prozent). Stärker Verluste werden den nördlichen Landkreises nahe der Landesgrenze erwartet.
Höheres Durchschnittsalter
Egal ob Zugewinn oder Verlust bei der Bevölkerung, das Durchschnittsalter der Menschen wird in Bayern steigen. Im vergangenen Jahr lag es bei 43,9 Jahren. 2039 werden es zwei Jahre mehr sein. Der Anteil der Menschen ab 65 Jahren wird dann im Freistaat bei 26,4 Prozent liegen (2019: 20,5 Prozent). Das sind dann fast 3,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Da zuziehende Menschen meist jünger sind als die ansässige Bevölkerung, würde sich ein anhaltender Rückgang der Wanderungsgewinne auch auf die künftige Altersstruktur auswirken.
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"Ausgesprochen erfreulich" nannte Innenminister Herrmann die Entwicklung bei den Geburten. Nachdem die Zahl der in Bayern geborenen Kinder bereits in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei, gab es im vergangenen Jahr mit 128 200 Geburten die höchste seit fast 25 Jahren. Aber selbst die reichten nicht aus, die Todesfälle (2019: 134 313) auszugleichen.
Mehr Todesfälle als Geburten
Dieser Trend zum sogenannten Sterbefallüberschuss hält seit 2001 an, und werde, so der Minister, wohl auch weiterhin nicht zu stoppen sein. Betrachtet man allein die Geburten- und Sterbezahlen, lässt die Wanderungsbewegungen also außer Acht, würde Bayern bis 2039 4,2 Prozent seiner Bevölkerung verlieren. Bis dahin wird nur in sechs Landkreisen und kreisfreien Städten ein Geburtenüberschuss erwartet. Und die liegen bis auf die Stadt Regenburg alle in Oberbayern.
