
Man muss kein militanter Tierrechtler sein, um zu erkennen: Wenn jährlich 45 Millionen männliche Küken direkt nach der Geburt vernichtet werden, nur weil es in der Verwertungskette keinen rentablen Platz für sie gibt, dann läuft etwas gehörig falsch. Das Bundesverwaltungsgericht lag richtig, als es 2019 entschied, das Kükentöten aus ethischen Gründen langfristig zu verbieten – aber gleichzeitig Industrie, Forschung und Politik eine Übergangsfrist einräumte.
Mit ihrem Gesetz macht Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner nun Schluss mit der grausigen Praxis. Ab 2022 ist die Vernichtung der Eintagsküken verboten. Die Technik zur Bestimmung des Geschlechtes im Ei ist marktreif. Im zweiten Schritt soll das Verfahren aus Tierschutzgründen sogar noch früher angewandt werden. Die "angebrüteten" Eier werden dann zum größten Teil zu Tierfutter.
Tierschutz-Hardlinern freilich wird auch dieses Gesetz nicht weit genug gehen – und viel zu spät kommen. Andere werden monieren, eine europaweite Lösung müsse her. Doch es deutet sich an, dass zumindest Frankreich und Spanien einen ähnlichen Weg gehen wollen. Denn nicht nur die Industrie mahnt zu Recht an, dass ein Alleingang sinnlos ist, wenn Nachbarn im Westen und Osten dann umso mehr Küken für den Schredder produzieren.