Prüfungsstreit in Bayern spitzt sich zu: Lehramtsstudenten unzufrieden

04.05.2020, 12:30 Uhr

© Frank Molter, dpaWährend mancherorts Schüler bereits über den Abschlussprüfungen schwitzen, wird in Bayern noch über Sonderregeln für das diesjährige Abitur diskutiert. Inzwischen fordern auch Lehramtsstudenten eine coronabedingte Sonderbehandlung.

Nürnberg - Ähnlich wie Abiturienten, die sich aufgrund der Corona-Pandemie flexiblere Regeln für die diesjährigen Abschlussprüfungen wünschen, beklagen sich nun auch Lehramtskandidaten über die zu starre Haltung von Minister Michael Piazolo (FW) in Prüfungsfragen - aber nicht nur.

Eigentlich hätten die Lehramtsstudenten Anfang April das schriftliche Staatsexamen längst hinter sich gebracht. Doch dann kam der 18. März. Alle Prüfungen, erfuhren die Prüflinge, seien bis auf Weiteres ausgesetzt. Weitere Details, wie es weitergehen sollte? Sechs Wochen lang Fehlanzeige.

Nach Abiturprüfungen: Auch Staatsexamen für Lehramt wird verschoben

"Das Ministerium hat seit Wochen weder auf schriftliche Anfragen von Verbänden noch von Einzelpersonen reagiert", schreibt an unsere Redaktion eine Gruppe von mittlerweile über 1350 Lehramtsstudenten, die sich als "Ihre zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer in Bayern" vorstellt. Die Chancengleichheit, "vor allem aber die sichere Durchführung der Prüfungen" sei "massiv gefährdet", kritisieren die Prüflinge der Ersten Staatsprüfung für Lehramt. Es mangele seitens des Kultusministeriums an Transparenz und Kommunikation.

Inzwischen wissen die Lehramtsstudenten zwar, dass ab dem 18. Mai die Prüfungen angesetzt sind. Doch sie wollen nicht hinnehmen, dass "wir in der momentanen Ausnahmesituation genauso behandelt werden, als gäbe es keine Pandemie". Stattdessen fordert die Gruppe Sonderregeln. So solle den Prüflingen beispielsweise "mindestens die Note gegeben werden, die zum Bestehen des Ersten Staatsexamens erforderlich ist" sowie die Möglichkeit der Notenverbesserung am folgenden Prüfungstermin.

FDP will Sonderregeln für Gymnasiasten

Sonderregeln für den diesjährigen Abiturjahrgang fordern inzwischen auch Gymnasiasten. Die FDP-Landtagsfraktion hält zwar nichts von der zentralen Forderung mancher nach einem Durchschnittsabitur, wie der aus Erlangen stammende liberale Abgeordnete Matthias Fischbach unserer Redaktion sagt. Schließlich gehören "Abschlussprüfungen zum Wesenskern des Abiturs".

Gleichwohl will die FDP die coronabedingte Problemlage der von besonderen Risiken oder Quarantänemaßnahmen betroffenen Schüler ernst nehmen, so Fischbach. In einem Dringlichkeitsantrag versuchen die Liberalen nun durchzusetzen, dass besonders Betroffenen zusätzliche Nachholtermine für die Abiturprüfungen angeboten werden sowie auf Wunsch für eventuelle Bewerbungen ein vorläufiges Durchschnittszeugnis ausgestellt wird.

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6 Kommentare

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blockvier

05.05.2020, 14:39

@Klartext: Habe ich aus dem Kultusministerium. Demnach hat sich Piazolo intern sinngemäß so geäußert: Dank Corona sind keine Leistungsnachweise im üblichen Sinne möglich. Die Schülerinnen und Schüler sollen dennoch vorrücken dürfen, aber nur auf Probe. Dafür kann es jedoch keine Oberstufenreife geben, da de facto das Schuljahr nicht komplett abgeschlossen wurde. Aus dem Mitarbeiterkreis wurde das Problem an Piazolo wohl mehrfach heran getragen. Man rechnet in den nächsten Wochen mit einer entsprechenden Weisung des Kultusministeriums. Noch aber bleibt Piazolo bei seiner ablehnenden Haltung.

Klartext

04.05.2020, 18:11

@blockvier, wo haben Sie denn das her? Verbreiten Sie hier bitte keine Unwahrheiten. Wenn Leistungsnachweise ausfallen, heißt das noch lange nicht, dass die Mittlere Reife nicht anerkannt wird. Es ist zZt. alles nicht so einfach, aber Falschaussagen führen auch nicht zum Ziel. Außerdem geht es hier um Referendare. Dass Herr Piazolo und das KM mit der Sache überfordert sind, steht auf einem anderen Blatt. Schnelle Entscheidungen, die dann auch noch vernünftig, nachhaltig und durchführbar sind, waren eher selten ihre Stärke. Aber sie werden eine Lösung finden, dessen bin ich mir sicher. Und die Lehrer/Ausbilder müssen es dann eben umsetzen können.

Ganz alte Schachtel

04.05.2020, 16:13

Wenn die lautesten Schreier ausgerechnet diejenigen sind, die bereits (mehrmals) ihre Prüfung erfolglos abgelegt haben....

blockvier

04.05.2020, 15:36

@SirEgidius: leider wirkt es wirklich so. Fachkompetenz ausstrahlen geht anders. Piazolo will den 10. Klassen Gymnasium heuer ernsthaft die obligatorische Oberstufenreife (Mittlere Reife) verweigern. Wodurch tausenden Gymnasiasten die Voraussetzung fehlt, ihre Ausbildungsstelle im September anzutreten bzw. sie ohne Schulabschluss auf zB die FOS wechseln müssen! Wer bringt Piazolo zur Vernunft?

FrankTank

04.05.2020, 15:15

Ich verstehe ja die praktischen und auch belastenden Probleme der Prüflinge in allen Bereichen und ich bin wirklich dafür hier ein pragmatisches Entgegenkommen zu praktizieren. Aber einige Forderungen schießen hier finde ich schon stark über das Ziel hinaus! Ich finde schon, dass Abiturienten ein (angepasstes und ggf. entgegenkommendes) Abitur schreiben sollten und Lehramtsstudenten (ein angepasstes und ggf. etwas entgegenkommendes) 1. und 2. Staatsexamen schreiben sollten. Ich denke das ist trotz Corona relativ gefahrlos möglich und mit Sicherheitsmaßnahmen auch nicht gefährlicher als die tägliche Arbeit von den meisten da draußen. Außerdem sollte das Abitur und die Staatsexamen auch trotz Corona weiterhin vergleichbar mit denen anderer Jahrgänge sein. Bei Lehrern ist es seit Jahren ein hauen und Stechen wer am Ende des Jahres nach teils jahrelangen warten auf der Liste eine begehrte Planstelle bekommt und bei nahezu allen Lehrkräften sind die Staatsexamen in der Regel deutlich schlechter als die vorherigen Prüfungen - jetzt die Corona-Studenten hier über einen normalen Rahmen hinaus zu bevorzugen wäre den anderen Gegenüber also auch extrem unfair. Also bitte nicht so tun, als gäbe es hier ganz einfache Lösungen!