Über rücksichtslose Spaziergänger, die Nutzpflanzen zerstören und den Kot ihrer Hunde auf den Feldern zurücklassen, klagen Landwirte aus dem Erlanger Umland. "Die Situation wird immer schlimmer", hebt eine gelernte Hauswirtschafterin, die in einen Bauernhof eingeheiratet hat, hervor.
Ihren Namen und den genauen Wohnort möchte sie nicht bekanntgeben — aus Angst, es würde dann aus Wut extra etwas kaputtgemacht. Die Leute auf ihr Fehlverhalten anzusprechen, ist nicht ungefährlich. So wurden der 53-Jährigen trotz ihres freundlichen Tons schon Schläge angedroht. Ein Ausflügler schubste sie bereits ans Auto. Beleidigungen sind ohnehin an der Tagesordnung.
Vermutlich Jugendliche traten die Türe eines Kirschhäuschens ein. Als ihr Ehemann zum Reparieren auf dem Privatweg dorthin fuhr, wollten ihn Spaziergänger nicht vorbeilassen. Nach einiger Zeit gelang es ihm, vorsichtig zu passieren, worauf er mit Worten beschimpft wurde, die wir nicht veröffentlichen möchten.
Ein großes Problem ist der Hundekot, der gelegentlich auch in Beuteln auf die Wiesen, in die Gärten der Anwohner oder — vor allem wegen der Geruchsentwicklung die Idylle trübend — in den Mülleimer neben der Bank des Kirschenhäuschens geworfen wird. Einmal sprach die Landwirtin ein Paar an, dessen Hund an die Sandstein-Pforte der Hofeinfahrt pinkelte. "Unser Fiffi muss eben sein Revier markieren", lautete die Antwort. Die Bauersfrau aus einer Erlanger Vorstadtgemeinde versteht hier die Verhältnismäßigkeit nicht: "Ich habe auch ein Revier. Soll ich das ebenfalls überall markieren?"
Noch verhängnisvoller ist, wenn Hundekot ins Futter für die Kühe gerät, die dadurch schon des Öfteren erkrankt sind. "Mich wundert, dass viele Herrchen oder Frauchen offensichtlich kein Hygienebewusstsein haben. Schließlich sind letztlich Lebensmittel betroffen. Manchmal graut mir selbst, wenn ich unsere Milch begutachte und an die Hinterlassenschaften der Vierbeiner denke", so die 53-Jährige.
Auch nach dem Beginn der Vegetationsperiode, was mittlerweile bereits im April der Fall ist, laufen Ausflügler über Wiesen und Äcker. Bilden sich mit der Zeit Trampelpfade, entsteht oft der Irrglaube, man könne die schmalen Wege benutzen. An diesen Stellen wächst freilich nichts mehr. Auch Berufskollegen der Frau ärgern sich über solche Vorfälle. Eine Wiese des Ehepaars wählten Freizeit-Golfer aus, um an ihrer Technik zu feilen. Die Folge: In der Silage finden sich regelmäßig die harten Bälle.
Fast alle Pflanzen leiden unter dem Klimawandel. Sind die Wiesen im Hochsommer verdorrt, rücken trotz des benachbarten Waldes nicht selten Grillbegeisterte an. "Die Brandgefahr ist aufgrund der Trockenheit dann jedoch extrem hoch. Einige schrecken auch nicht davor zurück, sich im Forst eine Zigarette anzünden", erzählt die Bauersfrau.
Zudem werden Kirschen, Zwetschgen und Äpfel in größeren Mengen von den Obstbäumen gepflückt. Die Einzelfälle summieren sich und verringern den Ertrag entsprechend.
Schilder, die auf die unterschiedlichen Belastungen hinweisen, haben die beiden mehrmals aufgestellt. Daraufhin wurden die Pfosten herausgerissen und auf die Äcker geworfen.
Die 53-Jährige: "Uns Landwirte kritisiert die breite Öffentlichkeit, weil wir Pflanzenschutzmittel einsetzen, was meist nur mit Bedacht geschieht. Jetzt ist es an der Zeit, auch einmal auf die Landwirte Rücksicht zu nehmen. Wir produzieren nämlich die Lebensmittel, die andere essen."


