Bei dem erwähnten heimischen Unternehmen handelt es sich um die Firma Q-tac im Gewerbegebiet Nord. Geschäftsführer ist Timo Reuter, für den Bereich Schutzmasken ist sein Mitarbeiter Stephan Zäh tätig. Dieser hat ebenso turbulente wie erfolgreiche Wochen hinter sich. Doch bevor er davon erzählt, geht sein Blick zurück in die Zeit der Deutschen Angelgeräte Manufaktur (DAM) in Gunzenhausen. Sie bezog über viele Jahre hinweg hochwertiges Angelzubehör aus China, und es bestanden intensive Kontakte zu den Produzenten im Reich der Mitte. Ein Teil der jetzigen Q-tac-Leute arbeitete bei der DAM. Q-Tac selbst ist einerseits im Wintersportgeschäft tätig, andererseits im Angelgeräte-Großhandel. "Die Lieferanten dafür sitzen zu 85 Prozent in China. Man kennt sich, man vertraut sich", erzählt Stephan Zäh. "Und sie stellen auch noch andere Sachen außer Angelgeräten her." Zum Beispiel medizinische Schutzmasken.
Zäh hatte schon seit einigen Jahren auf dem Schirm, dass sich hier ein neues Geschäftsfeld auftun könnte, aber die Sache schlummerte, bis im Februar erkennbar wurde, dass medizinische Schutzausrüstung aller Art unbedingt gebraucht wurde, auch in Deutschland und in großen Mengen. Zäh kontaktierte seine Geschäftspartner und Agenten in China und stellte zur eigenen Überraschung fest: "Da geht was." Es erwies sich als möglich, medizinische Schutzmasken zu bestellen und zu bekommen, und zwar diejenigen mit den Kürzeln FFP2 und MNS. "Alles hochwertige, zertifizierte Ware." Die werde in China hergestellt und im eigenen Land nicht mehr gebraucht, weil die Chinesen das Gröbste überstanden hätten, versichert der Q-tac-Mitarbeiter.
Die Geschäftspartner seien seriös und zuverlässig, da kämen halt seine Erfahrungen und Kontakte ins Spiel. Man müsse wissen, wie die Chinesen so "ticken", wie man mit ihnen kommunizieren und umgehen sollte. Ab Mitte März lief dann das Geschäft auf Hochtouren. Zäh: "Wir haben viel bestellt und bekommen." Es habe sich immer deutlicher gezeigt, dass sehr, sehr große Mengen möglich seien – eben genau das, was Deutschland gerade jetzt benötige.
Q-tac hat inzwischen Abnehmer in ganz Süddeutschland. Das reicht von Alten- und Pflegeheimen und Behindertenheimen über Hausärzte, Apotheken und Dialysestationen bis zu Krankenhäusern und einem staatlichen Gesundheitsamt. Immer wieder tauchte die Frage auf: "Darf ich eure Telefonnummer weitergeben? Andere brauchen auch genau solche Masken." Q-tac verlange keine Vorauskasse, das funktioniere einwandfrei, betont Zäh.
Die Ware kommt per Flugzeug nach Deutschland, sei es Frankfurt oder München. Der vollgepackte Lkw steuert dann Gunzenhausen an, wo die Umverteilung und schnellstmögliche Weiterleitung erfolgt. Zur Kundschaft gehören auch gemeinnützige Organisationen wie Diakonie und Johanniter.
"Wir haben unerwartet ein riesengroßes Geschäft gemacht", zieht Zäh als Zwischenbilanz. Darüber hinaus habe man die eigene Region Altmühlfranken nicht vergessen. Hier habe Q-tac vor wenigen Tagen über 100 000 MNS-Masken zum Einkaufspreis geliefert, eben dorthin, wo die Hilfsmittel besonders rar waren, etwa im Kreisklinikum.
Mit dieser Beschreibung des Ist-Zustands könnte man es belassen – Q-tac hat ökonomisch gesehen den richtigen Zug erwischt. Doch damit kann sich Stephan Zäh nicht so recht zufriedengeben. Er hadert etwas mit der jetzigen Situation, und zwar deshalb, weil er noch deutlich mehr Ware aus China beziehen könnte, während die Klagen in Deutschland, dass es mit der Beschaffung trotz aller Anstrengungen von privater und öffentlicher Seite hapert, zunähmen. Seine Feststellung: "500 000 FFP2- und noch viel mehr MNS-Masken wären für uns möglich, und das pro Tag." Von dieser Ausgangsbasis aus habe er sich Mitte März an den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gewandt und eine große Lieferung von Schutzmasken angeboten. Der Käufer könnte die Ware vorher inspizieren, für ihn bestehe kein Risiko. Wenn der Landkreis selbst sich nicht darauf einlassen wolle, dann solle er doch das Angebot an andere öffentliche Stellen weiterreichen.
Es gab zwar Gespräche mit dem Landratsamt, aber etwas Konkretes ist laut Zäh nicht dabei herausgekommen. Er hätte sich zumindest eine klare Ansage gewünscht, etwa "wir haben andere Bezugsquellen" oder "bitte wenden Sie sich an eine andere Behörde" (mit Kontaktangabe). Dass ihm so etwas nicht mitgeteilt wurde und die Sache womöglich im Sande verläuft, wundert ihn. Dabei sei doch die Not offensichtlich groß, wie vor kurzem der öffentliche Aufruf des Landkreises an die heimischen Unternehmen verdeutlicht habe.
So ganz hat Zäh die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Landratsamt doch noch seine Dienste in Anspruch nehmen oder jedenfalls konkret mit ihm sprechen wird, im Interesse des Kampfes gegen das Virus. Und er hat noch ein Eisen im Feuer: Es habe Gespräche mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium und der zentralen Beschaffungsstelle für Schutzausrüstung gegeben. Im Ministerium habe man sich sehr interessiert geäußert, doch auch hier stünden Fakten noch aus.