Die Niederschläge reichen nicht aus, um den Wasserhaushalt im Boden so zu regenerieren, dass die Bäume wieder voll mit Wasser versorgt sind, erläutert Jürgen Stemmer, der sein Büro im Forstamt in Gunzenhausen hat, im Telefongespräch mit dem Altmühl-Boten. Rund 170 Liter pro Quadratmeter hat die Messstelle in Triesdorf in den vergangenen drei Monaten registriert, der meiste Regen fiel dabei mit 110 Liter pro Quadratmeter im Februar. Diese Menge reiche nicht aus, um das Bodenwasser, wie eigentlich notwendig, bis in eine Tiefe von 1,50 Meter aufzufüllen.
Im Landkreis gibt es sehr unterschiedliche "Standorte", wie der Fachmann die Bodenverhältnisse gerne bezeichnet, mit entsprechend unterschiedlichen Wasserhaltequalitäten. Neben lehmigen und sandigen Böden gibt es auch tonigen Boden, wie er etwa im Burgstall vorzufinden ist. Dieser Feuerletten wird, wenn er wie in den jüngsten Hitzesommern austrocknet, betonhart. Die Folge: Der Boden schrumpft und die Wurzeln der Bäume reißen. Die so entstehenden Wunden sind perfekte Einfallstore für Pilze, insbesondere der sehr aggressive Hallimasch macht sich laut Stemmer breit und führt dazu, dass die Wurzeln verfaulen. Das wiederum destabilisiert die Bäume. Die vergangenen Stürme hätten es gezeigt: Bäume wurden mit ihren gesamten Wurzelstöcken ausgehebelt, berichtet der Fachmann. Dieser Prozess werde sich in den kommenden Jahren fortsetzen, befürchtet Stemmer, und treffe hauptsächlich Laubbäume, von denen "wir bisher dachten, dass sie gut verankert sind".
Besser gefüllt sind die Wasserspeicher im 1800 Hektar umfassenden Weißenburger Stadtwald. Der vergangene Sommer sei lange nicht so schlimm gewesen wie im nördlichen Mittelfranken, erläutert Forstamtsleiter Jürgen Fischer, es habe immer wieder Gewitter geben. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass die Sonne der vergangenen zwei Wochen in Verbindung mit der Kälte dafür gesorgt habe, dass die Bodenoberfläche "wahnsinnig trocken" ist.
Nagelberg droht Kahlfraß
Der Eichenschwammspinner ist im nördlichen Landkreis heuer wohl kein Thema mehr. Stemmer gibt für alle Befallsgebiete des vergangenen Jahres Entwarnung. Auch im Hahnenkamm gibt es nach seinen Worten keinen Grund zur Besorgnis, Fischer sieht in seinem Revier ebenfalls keine erhöhte Gespinstlage. Am Treuchtlinger Nagelberg allerdings droht laut Stemmer ein Kahlfraß, das lassen die bis zu 15 Eigelege pro Stamm bis zu einer Höhe von zwei Metern befürchten. Das Ungewöhnliche: Am Nagelberg wachsen hauptsächlich Buchen. Deren Blätter fressen die Raupen auch, das war im vergangenen Jahr im Gunzenhäuser Burgstall zu sehen. Kahlgefressene Buchen aber können, im Gegensatz zu Eichen, keinen Johannistrieb ausbilden.
In Sachen Borkenkäfer ist die Region im vergangenen Jahr glimpflich davongekommen. Der gefürchtete Fichtenschädling entwickelte sich sehr verzögert, statt normalerweise fünf Wochen brauchte die erste Brut zehn Wochen bis zur Flugreife. Buchdrucker und Kupferstecher stehen aber bereits wieder in den Startlöchern, die Waldbesitzer täten deshalb gut daran, das Sturmholz der vergangenen Wochen schnellstmöglich aus dem Wald zu holen. Zum Glück sei die Menge "nicht marktrelevant", so Stemmer, es habe nur einzelne Würfe gegeben, die gut "in den heimischen Ofen wandern können".
Im Weißenburger Stadtwald hat es rund 1000 Festmeter umgelegt, auch Fischer und seine Mitarbeiter nutzten nun die Zeit, um diese potentiellen Brutstätten für den Käfer aus dem Forst zu schaffen. Denn wenn gleich die erste Welle des Käfers "massiv" ausfallen würde, wäre das "eine Katastrophe", weiß der Weißenburger Forstdirektor.
Waldbesitzer, die befallenes Holz schnell aus ihren Wäldern holen, erhalten dafür eine Förderung. Diese "insektizidfreie Bekämpfung" hat sich nach Stemmers Worten im vergangenen Jahr sehr bewährt. Die gute Botschaft: Die Förderung für die Waldpflege wurde heuer verdoppelt, darauf weist der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaften Franken Süd, Gernot Handke, hin. Die FBGs unterstützen laut Handke die Waldbesitzer bei ihrer Arbeit.